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Prof. Dr. Manuel Vermeer zu Gast an der Theodor-Heuss-Realschule Hockenheim
(c) Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung. Autor: Lukas Polifka.
Am Montag, den 20. Januar, fand in der Klasse 10b der Theodor-Heuss-Realschule Hockenheim ein außergewöhnlicher Geografieunterricht statt. Der renommierte Experte für Asien, Prof. Dr. Manuel Vermeer, hielt einen spannenden und zugleich lehrreichen Vortrag über die geopolitische Lage Indiens sowie das Leben indischer Familien. Der Vortrag eröffnete den Schülerinnen und Schülern neue Perspektiven auf ein Land, das in vielerlei Hinsicht einzigartig ist.
Eine außergewöhnliche Geografie Stunde
Normalerweise unterrichtet Frau Andrea Herrfuhrt die 10b in Geografie. Doch an diesem Montag war vieles anders: Bereits um 7:50 Uhr begann Frau Herrfuhrt den besonderen Gast vorzustellen. Prof. Dr. Manuel Vermeer, ein Sinologe und Autor mit tiefen Kenntnissen über Indien, war gekommen, um seine Erfahrungen und Erkenntnisse mit den Schülerinnen und Schülern zu teilen. Nach einer kurzen Einführung durch die Lehrerin ergriff Prof. Dr. Vermeer das Wort und begann seinen Vortrag auf eine Weise, die sofort das Interesse der Klasse weckte: Er forderte die Schülerinnen und Schüler auf, ihre Smartphones zu benutzen, um interaktiv an einer kleinen Umfrage über die Plattform Mentimeter teilzunehmen.
Erste Assoziationen mit Indien
Die erste Frage lautete: „Welches Wort fällt dir zuerst zu Indien ein?“ Mit sichtlicher Begeisterung beobachtete Prof. Dr. Vermeer, wie die Schülerinnen und Schüler Begriffe wie „Curry, Himalayas, Essen, Reis, Bekleidung, Hinduismus“ eingaben. Diese Sammlung zeigte nicht nur die Vielfalt der Assoziationen, sondern auch das Vorwissen der Klasse. Die zweite Frage zielte auf die meistgesprochene Sprache in Indien ab. Hier waren sich die Schülerinnen und Schüler einig: „Hindi.“ Dass diese Antwort ohne Zögern gegeben wurde, verdeutlichte, dass das Thema Indien bereits zuvor im Unterricht von Frau Herrfuhrt behandelt worden war.
Ein faszinierender Einblick in das Leben in Indien
Der Hauptteil des Vortrags war den gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten Indiens gewidmet. Prof. Dr. Vermeer berichtete von seinen zahlreichen Reisen nach Indien und teilte dabei auch persönliche Erlebnisse. Besonders eindringlich schilderte er die Lebensbedingungen in den Slums, wo die Armut stark zu sehen ist. Er erzählte von den großen Ratten, die nachts sogar eine Gefahr für Kinder darstellen können. Doch neben diesen erschreckenden Einblicken betonte Prof. Dr. Vermeer auch die unglaubliche Lernbereitschaft der indischen Kinder: „Diese Kinder wären überglücklich, die Möglichkeit zu haben, jeden Tag in die Schule gehen zu können. Betrachtet es als Privileg, dass ihr jeden Tag lernen dürft.“ Seine Worte regten die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken an und gaben ihnen einen neuen Blick auf die Bedeutung von Bildung. Um die kulturelle Vielfalt Indiens zu illustrieren, zeigte Prof. Vermeer auch Fotos seiner Reisen. Ein besonderes Highlight war ein Bild, auf dem er einen Skorpion aß – ein ungewöhnliches Erlebnis, das für Staunen und Diskussionen in der Klasse sorgte.
Geopolitische Perspektiven: Die Welt aus indischer Sicht
Ein weiterer zentraler Teil des Vortrags beschäftigte sich mit der geopolitischen Lage Indiens. Prof. Dr. Vermeer brachte eine Weltkarte aus Indien mit und forderte die Klasse auf, die Karte zu betrachten. „Was fällt euch auf?“ fragte er. „Da ist alles verschoben“, stellte ein Schüler fest. Tatsächlich zeigte die Karte Indien im Zentrum der Welt, eine Perspektive, die den Schülerinnen und Schülern ungewohnt erschien. Prof. Vermeer erklärte dazu: „Wir sehen die Welt oft durch eine europäische Brille. Es ist wichtig, darüber hinauszudenken.“ Diese neue Sichtweise regte zu weiteren Diskussionen an. Die Schülerinnen und Schüler lernten, wie unterschiedlich die Welt aus der Perspektive anderer Länder wirken kann und wie sehr die Geografie von politischen und kulturellen Einflüssen geprägt ist.
Religionen, Architektur und kulturelle Vielfalt
Neben den geopolitischen Themen sprach Prof. Vermeer auch über die religiöse Vielfalt Indiens. Hinduismus, die Parsen und weitere Glaubensrichtungen prägen das Land auf einzigartige Weise. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, wie eng Religion und Alltag in Indien miteinander verbunden sind. Ein weiterer Punkt waren die architektonischen Meisterwerke Indiens. Prof. Dr. Vermeer zeigte Bilder des berühmten Taj Mahal und erläuterte dessen kulturelle und historische Bedeutung. Diese Einblicke beeindruckten die Klasse und weckten bei vielen das Interesse, mehr über Indiens Geschichte und Kultur zu erfahren.
Fragen und persönliche Eindrücke
Am Ende des Vortrags hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, ihre eigenen Fragen zu stellen. Diese reichten von sozialen Themen wie Diskriminierung in Indien bis hin zu alltäglichen Fragen über die Lebensweise der Menschen. Ein Schüler wollte wissen, ob man in Indien eine starke Diskriminierung spürt. Prof. Dr. Vermeer erklärte, dass soziale Unterschiede in Indien durchaus präsent seien, vor allem aufgrund des Kastensystems. Ein anderer Schüler fragte, wie die Menschen in Indien generell seien. „Die Leute sind überwiegend sehr nett und verkörpern eine gewisse Offenheit“, antwortete Prof. Vermeer. Besonders begeistert zeigte sich die Schülerin Lena Lorenz: „Ich habe heute sehr viel über Indien erfahren. Dadurch hat sich mein Interesse geweckt, und ich würde selbst gerne nach Indien reisen.“ Zum Abschluss überraschte Prof. Vermeer die Klasse mit einer kurzen Einführung in die chinesische Sprache Mandarin. Die Schülerinnen und Schüler durften ein paar Worte lernen und erhielten so einen kleinen Einblick in eine weitere asiatische Kultur.
Ein Tag voller Erkenntnisse
Auch Geografielehrerin Andrea Herrfuhrt war begeistert: „Der Vortrag war spannend, vielfältig und informativ. Es ist eine Bereicherung, solche Experten zu Gast zu haben.“ Prof. Dr. Manuel Vermeer zeigte sich ebenfalls zufrieden: „Es ist immer wieder fantastisch und erfrischend, mit Schülerinnen und Schülern über Indien und Südasien zu diskutieren.“ Mit den Worten „Zàijiàn“ ( Tschüss ) verabschiedete sich der Prof. Dr. Manuel Vermeer von der Klasse.